Jedes Jahr am 8. September wird der Weltphysiotherapietag – auch Welt-PT-Tag oder World-PT-Day – zelebriert. Im Jahr 2023 liegt der thematische Fokus auf der Rolle der Physiotherapie und der Physiotherapeut:innen bei der Vorbeugung und Behandlung von Arthritis. Hierbei wird sich auf den verschiedensten Kanälen eingehend mit einigen Formen entzündlicher Arthritis, darunter rheumatoider Arthritis und axialer Spondyloarthritis, auseinandergesetzt.
Da viele unserer Kund:innen sowie unsere in-house Expertinnen bei synaptos als Physiotherapeut:innen tätig sind und dieser Tag ihnen gewidmet ist, setzen auch wir uns in diesem neuen Blogbeitrag mit dem Thema Arthritis und Physiotherapie auseinander. Unsere Expertin Ingrid Doboczky, ihres Zeichens Physiotherapeutin, hat uns dabei auch wieder ihre Expertise zum Thema des Weltphysiotherapietages 2023 zur Verfügung gestellt.
Arthritis verstehen
Arthritis ist eine weit verbreitete und entzündliche Erkrankung, die oft mit Schmerzen, Steifheit und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit – im akuten Zustand auch mit Überwärmung – einhergeht.
Sie betrifft dabei zentral die Gelenke. Wichtig ist, laut Ingrid Doboczky, immer die ärztliche Abklärung, um rechtzeitig behandeln zu können und Folgeschäden möglichst zu vermeiden.
Die Entzündung kann akut oder chronisch sein. Auslöser gibt es dabei viele, beispielsweise können Bakterien oder Viren, aber auch Harnsäurekristalle (Gicht), ein Trauma oder eine aktivierte Arthrose Grund für die Entstehung sein, so Ingrid Doboczky.
Viele Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises können Gelenksentzündungen auslösen. Zwei der bekanntesten sind die rheumatoide Arthritis (RA) und die axiale Spondylarthritis – eine der bekanntesten Unterformen ist der Morbus Bechterew.
Diese Erkrankungen können sich auf unterschiedliche Weisen manifestieren, aber eines haben sie gemeinsam: Sie können bei Betroffenen erhebliche Schmerzen und Beeinträchtigungen der Lebensqualität verursachen.
Prävention
Die Prävention von Arthritis ist von entscheidender Bedeutung, um die Entwicklung der Krankheit zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Aus physiotherapeutischer Sicht spielen folgende Faktoren eine wichtige Rolle bei der Prävention, sprich der Vorbeugung, und zeigen auf, welche Rolle die Therapeut:innen einnehmen können:
-
Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität ist entscheidend. Physiotherapeut:innen können ihren Patient:innen Übungen und Bewegungsprogramme anbieten, bzw. zeigen die ihre Gelenke stärken und stabilisieren, was das Risiko von Arthritis verringern kann.
-
Gewichtsmanagement: Übergewicht kann das Risiko für Arthritis erhöhen, insbesondere für Osteoarthritis. Ein:e Physiotherapeut:in kann bei der Entwicklung eines geeigneten Gewichtsmanagementplans helfen.
-
Ergonomie: Die richtige Körperhaltung und ergonomische Gewohnheiten am Arbeitsplatz können dazu beitragen, Gelenkbelastungen zu minimieren. Auch in diesem Bereich können Physiotherapeut:innen ihre Expertise zur Verfügung stellen.
-
Vermeidung von Verletzungen: Ein:e Physiotherapeut:in kann Patient:innen in Techniken zur Vermeidung von Verletzungen und zur sicheren Ausübung ihrer Lieblingssportarten oder Aktivitäten beraten.
Behandlung
Wenn Patient:innen bereits an Arthritis leiden, kann Physiotherapie eine wichtige Rolle bei der Verbesserung der Lebensqualität spielen.
Neben einer medikamentösen Therapie können nämlich auch nicht-medikamentöse Behandlungen wie Kälte und Wärmereize, eine Umstellung der Ernährung (antientzündliche Kost) und Bewegungstherapie helfen.
Einige Aspekte der physiotherapeutischen Behandlung sind:
-
Schmerzmanagement: Physiotherapeut:innen können Techniken zur Schmerzlinderung anbieten, wie z. B. manuelle Therapie, Elektrotherapie und Wärmeanwendungen.
-
Beweglichkeit und Flexibilität: Gezielte Übungen können die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke verbessern und Steifheit reduzieren.
-
Kräftigung: Das Stärken der Muskulatur um die betroffenen Gelenke herum kann dazu beitragen, deren Stabilität zu erhöhen und Schmerzen zu reduzieren.
-
Gelenkschutz: Physiotherapeut:innen können ihren Patient:innen beibringen, wie sie ihre Gelenke im Alltag schonen und schützen können, um Verschlechterungen zu verhindern.
-
Hilfsmittel: In einigen Fällen können Hilfsmittel wie Orthesen oder Gehhilfen die Mobilität und Unabhängigkeit verbessern.
Entzündliche Arthritis
Beim World-PT-Day 2023 soll im Speziellen auch aufgezeigt werden, was Physiotherapeut:innen für ihre Patient:innen mit entzündlicher Arthritis, wie rheumatoider Arthritis und axialer Spondyloarthritis, tun können. Diese stellen nämlich besondere Herausforderungen dar. Diese Formen von Arthritis sind durch chronische Entzündungen gekennzeichnet, die zu schweren Gelenkschäden führen können. Physiotherapeut:innen können hier ebenfalls bei der Prävention und Behandlung dieser entzündlichen Arthritisarten eine wichtige Rolle spielen.
Rheumatoide Arthritis
Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine autoimmune Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Gelenke (und auch Organe) angreift, was zu Entzündungen, Schmerzen und Gelenkschäden führt. Typische Symptome sind morgendliche Steifheit und geschwollene Gelenke. Der Verlauf der RA kann variieren; frühzeitige Diagnose und Behandlung sind auch hier entscheidend.
Axiale Spondyloarthritis
Axiale Spondyloarthritis (axSpA) – oder auch entzündlicher Rückenschmerz – ist eine Form der entzündlichen Arthritis, die hauptsächlich die Wirbelsäule und Kreuzdarmbeingelenke betrifft. Sie kann zu Schmerzen und Steifheit im unteren Rücken führen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. In schweren Fällen kann axSpA zu einer fortschreitenden Versteifung der Wirbelsäule führen.
Die Erkrankung beginnt meist schleichend, die oft auch nächtlichen Schmerzen bessern sich durch Bewegung, aber nicht durch Ruhe und halten über mehr als drei Monate an.
Das sagt die synaptos-Expertin:
„In der Physiotherapie geht man auf den jeweiligen Zustand der Entzündung ein, versucht im akuten Fall zu kühlen und verwendet verschiedene Techniken zur Schmerzlinderung und Abschwellung.
Regelmäßige Bewegung, mehrmals wöchentlich ein moderates Ausdauertraining und ein Übungsprogramm für die betroffenen Gelenke, um Kraft und Beweglichkeit zu erhalten und Schmerzen zu reduzieren, sind Teil der Therapie.
Ihr:e Physiotherapeut:in wird Sie auch über gelenkschonendes Verhalten und ergonomische Bewegungsabläufe aufklären.
Auch Selbsthilfegruppen können sehr hilfreich sein, um sich auszutauschen, aktuelle Informationen zu bekommen und sich gegenseitig zu unterstützen.“
Ingrid Doboczky, Physiotherapeutin in Moosburg (Kärnten) und synaptos-Expertin
Die Rolle der Physiotherapie bei rheumatoider Arthritis
-
Gelenkmobilisation: Physiotherapeut:innen können Techniken zur Mobilisation der Gelenke anwenden, um Steifheit zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern.
-
Muskeltraining: Kräftigungsübungen helfen dabei, die Muskulatur rund um die betroffenen Gelenke zu stärken und die Gelenkstabilität zu erhöhen.
-
Beweglichkeitsübungen: Dehn- und Beweglichkeitsübungen können helfen, die Gelenkbeweglichkeit zu erhalten und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
-
Schmerzmanagement: Techniken wie Wärmeanwendungen und manuelle Therapie können dazu beitragen, Schmerzen zu lindern.
-
Hilfsmittelberatung: Physiotherapeut:innen können bei der Auswahl und Anpassung von Hilfsmitteln wie Schienen oder Orthesen helfen.
Die Rolle der Physiotherapie bei axialer Spondyloarthritis
-
Bewegungsprogramme: Physiotherapeut:innen können spezielle Übungsprogramme entwickeln, um die Flexibilität und Beweglichkeit der Wirbelsäule zu verbessern.
-
Atemübungen: Atemtechniken können helfen, die Atemmuskulatur zu stärken und die Atemfunktion zu unterstützen, was bei axSpA von entscheidender Bedeutung sein kann.
-
Haltungsschulung: Physiotherapeut:innen können Patient:innen beibringen, wie sie ihre Haltung im Alltag verbessern können, um die Belastung der Wirbelsäule zu reduzieren.
-
Wärmeanwendungen: Hitze kann die Muskelentspannung fördern und Schmerzen lindern.
-
Beratung zur aktiven Lebensweise: Ein aktiver Lebensstil ist wichtig, um die Beweglichkeit zu erhalten und die Progression der Erkrankung zu verlangsamen.
Interessante Fakten zum Thema des Welt-PT-Tages 2023:
-
- Arthritis kann Menschen jeden Alters und jeder körperlichen Verfassung betreffen – auch Kinder, Jugendliche und Sportler:innen. Einige Formen der Arthritis treten häufiger bei älteren Menschen auf.
- Die Symptome von Arthritis können von Woche zu Woche und sogar von Tag zu Tag variieren. Außerdem kann sie jeden Menschen auf unterschiedliche Weise treffen, und jede Erkrankung hat ihre eigenen Symptome. Mit der richtigen Behandlung und dem richtigen Ansatz können die Symptome jedoch in den Griff bekommen werden.
- Regelmäßige körperliche Aktivität und Bewegung sind bei allen Formen der entzündlichen Arthritis (IA), einschließlich der rheumatoiden Arthritis (RA) und der axialen Spondyloarthritis (axiale SpA), wichtig und bieten zahlreiche gesundheitliche Vorteile.
- Physiotherapeut:innen sind Teil eines multidisziplinären Teams, das Betroffenen bei der Behandlung ihrer Arthritis helfen kann. Sie sind in der Lage, deren Zustand und Fähigkeiten zu beurteilen und ihnen zu zeigen, wie sie aktiv bleiben und ihre Symptome in den Griff bekommen können.
- Arthritis wird oft mit älteren Menschen in Verbindung gebracht, kann aber auch Kinder betreffen. Die meisten Arten von Arthritis bei Kindern sind als juvenile idiopathische Arthritis (JIA) bekannt. Die Physiotherapie spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung der Symptome der JIA und hilft dem Kind, die Aktivitäten auszuüben, die es gerne macht.
Quelle: World-PT-Day 2023